Hersteller von Konsumgütern (CPG) im Wandel
Die Volatilität wird der Pandemie geschuldet hoch bleiben. Die Gewinner antizipieren Trends und können ihre Supply Chain schnell anpassen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Kundennachfrage dramatisch verändert. Hersteller von Konsumgütern versuchten sich lange diesem Schleudergang zu widersetzen. Auch in der Hoffnung, die alten Verhaltensmuster der Kunden bald wiederzuerkennen. Doch lohnt sich die Hoffnung wirklich?
Erfolgreiche Organisationen sind bereits mitten im Wandel. Zwei Fragen stehen im Zentrum des Wandels: Wie kann ich die Kundennachfrage besser prognostizieren? Und wie erreiche ich kurz- bis mittelfristig gesteigerte Effizienzlevel?
Resiliente und effiziente Supply Chains unterscheiden gegenwärtig die erfolgreichen Organisationen von den notleidenden. Es zeigen sich fünf Trends, Supply Chains von Anfang bis Ende erfolgreich zu optimieren:
Fokus auf Machine Learning bei der Prognose der Kundennachfrage. Deskriptive oder manuelle Analytik hält der Pandemie geschuldeten Volatilität nicht länger stand. Prädiktive, weil maschinelle Analytik, versteht es, Kundenverhalten zu antizipieren. Beschaffungs- und Produktionsvolumina können somit je SKU-Nummer und Standort auf Wochenbasis angepasst werden.
Interaktive Kundenschnittstelle
Egal ob B2B oder B2C, dem Customer Management kommt in diesen Zeiten eine besondere Bedeutung zu. Waren Planungszyklen vor der Pandemie eine monatliche Routine, ist nun ein wöchentlicher Griff zum Hörer angesagt. Das Schreiben von von Aufträgen oder Bestellungen kann beeinflusst werden (zum Beispiel Abbau von Lagerbeständen) und das aktuelle Kundenverhalten wird gespiegelt mit der hausinternen Sales- und Operations-Planung.
Die drastischsten Einschnitte sind im Produktportfolio zu beobachten. Erfolgreiche Organisationen leben vor, dass momentan weniger mehr ist und reduzieren die SKU-Komplexität um bis zu 80% (unter anderem Streichung von Kleinstverpackungen oder Varianten im Verpackungsdesign). Resultierende Effizienzgewinne im Einkauf, Vertrieb, in der Produktion und der Logistik sind immens.
Resilienz und Agilität auf der Angebotsseite
Viele Hersteller von Konsumgütern mussten 2020 schmerzhaft feststellen, wie abhängig und damit anfällig ihre Lieferketten sind. „Lessons learnt“ für 2021 sind: Operationelles Health-Screening von Lieferanten (zum Beispiel in Asien), Onshoring von Lieferanten oder zusätzlicher Aufbau von auftragsbezogener Produktionskapazität.
Anpassung der Kapazitäten und des Footprint
Häufig eine der schmerzhaftesten Maßnahmen. Doch es zeigt sich: angepasste Kundenprognosen und ein überarbeitetes Produktportfolio lassen diesen Schritt unumgänglich werden.
Den maximalen Nutzen erfahren Unternehmen, wenn alle Stellschrauben in Bewegung gesetzt werden. Sobald die Implementierung begonnen hat, ist festzustellen, dass das Hoffen auf Zeiten vor Corona Unternehmenslenker zunehmend weniger beschäftigt.
Fazit
- Kundenverhalten mittels Machine Learning antizipieren
- Interaktive Kundenschnittstelle “leben“
- SKU-Komplexität reduzieren
- Resilienz der Lieferketten steigern
- Footprint und Kapazitäten anpassen
Patrick Siebert ist Managing Director im Bereich Corporate Transformation Services und Co-Head von Alvarez & Marsal Deutschland. Er bringt über 15 Jahre Erfahrung im Bereich Turnaround, operative Restrukturierung und Transaktionen mit. Als ausgewiesener Transformations-Experte berät er Unternehmen speziell in den Branchen Industrie- und Konsumgüter.