Drei Fragen an Jürgen Zapf zur Entwicklung des M&A-Markts
1. Welche Entwicklung sehen Sie bei Unternehmenstransaktionen?
Zur Zeit bestimmt Ungewissheit aufgrund der COVID-19 Pandemie den gesamten Transaktionsmarkt. Unternehmen performen grundsätzlich gut, müssen aber – branchenabhängig – teilweise extreme Nachfrageeinbrüche hinnehmen. Viele aus strategischer Sicht getroffene Entscheidungen über Divestments beziehungsweise Akquisitionen sind dadurch auf ungewisse Zeit verschoben worden. Andere Themen, wie vor allem die Sicherung der kurzfristigen Liquidität, stehen gerade im Mittelpunkt. Zusätzlich ist der Finanzierungsmarkt mehr oder weniger zum Erliegen gekommen.
2. Vor welchen Problemen stehen Käufer und Verkäufer?
Beide Seiten arbeiten aktuell unter extremer Unsicherheit – und Unsicherheit ist der Feind aller Transaktionen. Es herrscht starke Verunsicherung, ob Erholung auf der Nachfrageseite kurz- oder sogar mittelfristig einsetzen wird. Dies wirkt sich auf die Bewertung der geplanten Deals aus. Verkäufer sind nicht gewillt, die gegenwärtige Ungewissheit durch hohe Bewertungsabschläge bei einer Transkation hinzunehmen. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass in den kommenden Monaten eine höhere Bewertung realisierbar wird. Käuferseitig gilt das gleiche Argument in die andere Richtung - wer will heute eine Akquisition tätigen, die in einem halben Jahr vielleicht drastisch schlechter abschneidet?
3. Welche Trends sehen Sie für die nächsten Monate?
Es ist momentan nicht möglich eindeutige Trends zu identifizieren. Die zukünftige Evolution des Transaktionsmarktes hängt von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung und der weiteren Ausbreitung des COVID-19 Virus ab. Allerdings sehe ich im TMT und Healthcare-Bereich bereits heute zaghafte Ansätze erster Transaktionen. Ich erwarte, dass sich „Frontrunner“ abzeichnen werden, die in dieser Zeit eine Chance sehen Unternehmen günstig zu erwerben. Auf der anderen Seite gibt es die Marktteilnehmer, die vorsichtig agieren und mit Neuinvestments bis Ende des Jahres warten werden. Insgesamt entsteht dadurch eine wesentlich stärkere Polarisierung des Marktes.