April 14, 2025

Kapitalstau auf dem Private Equity Markt

Längere Haltezeiten von Portfoliounternehmen, unterschiedliche Bewertungen zwischen Käufern und Verkäufern, hohe Zinsen – die PE-Branche steht vor großen Herausforderungen und unter hohem Anlagedruck. Von der Politik ist hinsichtlich verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen vorerst noch keine Unterstützung zu erwarten, ob sich das durch die neue Regierung ändert, bleibt abzuwarten. Deshalb müssen Fonds kreative Lösungen entwickeln, um die verstopfte Investitions-Pipeline zu reinigen.

Die Diskussion um das 500 Milliarden schwere Sondervermögen ist ein Lehrstück über politischen Realismus in komplizierten Zeiten. Vor allem zeigt sie, wie schwierig es ist, in diesem Land solide Mehrheiten zu organisieren. Oder auch: wie teuer. Deutschland steht allerdings nicht nur sicherheitspolitisch, sondern vor allem wirtschaftlich vor Herausforderungen, die dringend gelöst werden müssten, denn fehlende Reformen schwächen das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Die Folgen treffen auch die Private Equity Branche. Es fehlen derzeit schon eine größere Anzahl attraktiver Investionsmöglichkeiten. Und je volatiler die politische Lage ist, desto größer wird der Kapitalstau.

Im Prinzip ist es wie bei einem verstopften Abflussrohr. Das Kapital fließt nicht mehr ab wie es sollte. Gelder sind in den Fonds ausreichend vorhanden, können aber angesichts der unsicheren Wirtschaftslage und mangelnder Deal-Pipelines nicht schnell genug in attraktive Projekte investiert werden. Auch wenn hierzulande das Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr mit 918 abgeschlossenen Deals einen Höchststand erreicht hat, wurden dabei lediglich 45,27 Milliarden Euro umgesetzt. Das ist im Vergleich zu Jahren wie 2020 (693 Deals über 64,60 Mrd) oder 2023 (857 Deals über 55,79 Mrd) ein erheblicher Rückgang laut Daten von Pitchbook. Dies kann insbesondere als Zeichen von rückläufigen Bewertungsmultiplikatoren verstanden werden. Um von einem verbesserten Marktumfeld profitieren zu können oder die Profitabilität ihrer Portfoliounternehmen zu verbessern, halten die Fonds diese um zwei bis drei Jahre länger. Und genau das ist das Dilemma: In der PE-Branche ist Zeit der Feind.

So uneinig sich die Politik in ihren Lösungskonzepten ist, so unterschiedlich schätzen auch Käufer und Verkäufer im PE-Markt den Wert von Unternehmen ein. Vor allem in den Jahren 2019 bis 2021 haben PE-Fonds Firmen zu hohen Preisen übernommen, die sie nunmehr nur schwer realisieren können. Die Gründe dafür sind offensichtlich: hohe Energie- und Lohnkosten und das konjunkturelle Klima erschweren Wertsteigerung. Hinzu kommt der Zinsanstieg, der investiertes Kapital verteuert. Gelingt es auch der nächsten Regierung nicht, die Rahmenbedingungen zu verbessern, müssen PE-Fonds kreative Lösungen suchen, aus ihren Portfoliounternehmen den maximalen Profit zu ziehen. Für die Wirtschaft beginnt also mehr denn je eine Zeit der Eigeninitiative. Sie ist auf sich allein gestellt.

Energieintensive Sektoren wie der Automobilbereich, die Metallbranche, Chemie oder der Maschinenbau und geraten immer stärker unter Druck. Lange Investitionszyklen, drohende Zölle und düstere Wachstumsprognosen machen sie für Private Equity unattraktiver. Auch deshalb steigt die Sorge vor einer Deindustrialisierung Deutschlands. Besonders der deutsche Mittelstand, der traditionell stark auf Buyout- und Wachstumsfinanzierungen aus dem PE-Segment angewiesen ist, spürt dadurch den Engpass deutlich.

Geld muss zirkulieren, um Wachstum zu generieren. Doch genau hier liegt die Herausforderung für institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen und Banken, die als Limited Partners (LPs) in Private-Equity-Fonds investiert sind. Sie erwarten regelmäßige Rückflüsse – entweder in Form von Ausschüttungen oder durch den erfolgreichen Verkauf von Beteiligungen. Doch wenn dieser Kapitalrückfluss stockt, sind die LPs mit negativem Cashflow konfrontiert: Ihr Kapital ist gebunden, es kommt nicht genug Geld zurück, dennoch müssen etwa Renten und Zinsen regelmäßig ausbezahlt werden.

Um Liquidität zu gewinnen, verkaufen LPs (Limited Partners) teilweise ihre Anteile an bestehenden PE-Fonds auf dem Sekundärmarkt. Dort werden Fondsbeteiligungen von LP zu LP gehandelt, ohne dass es zu einem klassischen Unternehmensverkauf durch den GP (General Partner) kommt. Dieser Markt ist in den letzten Jahren stark gewachsen, getrieben durch den wachsenden Liquiditätsbedarf der LPs. Laut der US-amerikanischen Investmentbank Jefferies erreichte das weltweite Transaktionsvolumen im Sekundärmarkt für Private-Equity-Anteile im Jahr 2024 162 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 45 % gegenüber 2023 und ein neuer Rekord.

Wechseln Portfoliounternehmen von PE-Firmen den Eigentümer, ist das immer auch ein Versprechen auf Aktion. Auf Investition. Auf Wertsteigerung. Wie bei einer Immobilie. Ein Käufer hübscht sein Haus auf, renoviert und saniert und macht es zukunftsfest. Genau so agieren PE-Fonds. Aber was, wenn sie ihr Haus nicht mehr loswerden, weil es auf dem Markt keine oder nur eine geringe Nachfrage gibt? Oder sie keine Häuser mehr kaufen wollen, weil die Preise keine oder nur geringe Renditen mehr erwarten lassen und wegen der hohen Zinsen schwieriger zu finanzieren sind? Dann entsteht Kapitalstau. Und Stau bedeutet Stillstand.

Wie A&M helfen kann:

Solange kein Verlass darauf ist, dass die Politik kurzfristig die Rahmenbedingungen verbessert, helfen wir von Alvarez & Marsal mit unserer Expertise PE-Fonds dabei, die Performance ihrer Portfoliounternehmen zu verbessern. Wir optimieren Prozesse und stoßen die nötige Transformation an, seien es Digitalisierungsprojekte oder gezielte Investitionen in einen moderneren Maschinenpark, um Personalkosten und den Energieverbrauch zu senken. Gerade jetzt ist es wichtig, frühzeitig Exit-ready-Strategien zu entwickeln und schnell umzusetzen.


Quelle: PitchBook Data, Inc.

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