Wie sich globale Lieferketten verändern und wie Private Equity und Portfoliounternehmen reagieren
A&M nennt sieben zentrale Transformationshebel für eine höhere Resilienz
Globalisierte Lieferketten werden in einem noch nie dagewesenen Ausmaß gestört. Faktoren wie die Pandemie, neue geopolitische Grenzen mit China und der Russland-Ukraine-Krieg führen zu höheren Transportkosten, geringeren Transportkapazitäten, Arbeitskräftemangel und in die Höhe schießende Rohstoffpreise.
Steigende Inflationsraten und die drohende Rezession belasten die globalisierten Lieferketten und haben in den letzten Wochen das Thema Resilienz noch weiter in den Fokus gerückt.
Für Private-Equity-Firmen bedeutet diese Veränderungen, dass sie Lieferketten in Ihren Investitionsentscheidungen und Post-Deal-Transformationsstrategien neu denken und bewerten müssen.
„Bei der Suche nach Investitionen prüfen Investoren ganz genau die Nachhaltigkeit der Lieferketten und die Fähigkeit eines Unternehmens, die Kosten angesichts steigender Inflation und anderer Einschränkungen, die wir auf dem Markt sehen, weiterzugeben", so Jessika Van Veen, Managing Director bei Alvarez & Marsal (A&M). „Sie wollen sichergehen, dass sich das Unternehmen mit den langfristigen Veränderungen auseinandersetzt, die sich aus der aktuellen Unterbrechung der Lieferketten ergeben und dass es in der Lage sein wird, künftigen weiteren Belastungen zu widerstehen.“
Optimierte Lieferketten als Hebel für die Wertschöpfung
Der wachsende Druck auf die Lieferketten beeinflusst die Strategien nach einer Übernahme. Dabei rücken notwendige Veränderungen und Innovationen zum Aufbau einer langfristig stabilen Lieferkette immer mehr in den Mittelpunkt.
„Da die Rohstoffpreise weiterhin sehr volatil sind und die Beschaffung aufgrund von Lieferproblemen schwieriger geworden ist, gewinnt das Lieferkettenmanagement zunehmend an strategischer Bedeutung", sagt André Kieviet, Managing Director bei A&M.
In diesem Zusammenhang wird die Optimierung der Lieferketten im Hinblick auf ihre Widerstandsfähigkeit zu einem grundlegenden Hebel für die Wertschöpfung von Private-Equity-Unternehmen. Sie schützt vor weiteren Beeinträchtigungen und steigert gleichzeitig die operative Leistung und Wettbewerbsfähigkeit der Portfoliounternehmen.
In diesem Artikel analysieren Jessika Van Veen und André Kieviet, wie durch das Umdenken bei den Lieferketten Herausforderungen und Chancen für Private Equity entstehen.
Vertiefte Due-Diligence-Prüfung der Lieferkette
Eine vertiefte Due Diligence bei den Lieferketten ist zu einem wichtigen Thema bei Unternehmenskäufen geworden. Angesicht der durch Covid-bedingten Beeinträchtigungen, geopolitischer Herausforderungen mit China sowie der Abhängigkeit von Russland und der Ukraine bei Agrarrohstoffen, Öl und Gas werden zunehmend Abhängigkeiten der Zielunternehmen von Lieferanten aus Asien aber auch Osteuropa hinterfragt. Ein weiterer neuer Schwerpunkt sollte auf dem Transport von Waren und Rohstoffen liegen.
„Die Unternehmen haben derzeit erhebliche Probleme, Frachtkapazitäten für Transporte zu bekommen. Die Einschränkungen auf der eisernen Seidenstraße von China nach Europa durch den Russlandkonflikt verschärfen diese Situation. So wird es zudem schwieriger, Transportgüter auf der Seidenstraße zu versichern ", sagt André Kieviet.
„Wir werden immer häufiger gebeten, nach zusätzlichen Hebeln in Bezug auf die langfristige Nachhaltigkeit der Lieferkette eines Unternehmens zu suchen und zu prüfen, ob sie im Kontext aktueller wie künftiger disruptiver Ereignisse bestehen und eine substantielle Wertsteigerung schaffen kann", kommentiert Jessika Van Veen.
Gleichgewicht zwischen Effizienz und Widerstandsfähigkeit
Bei Portfoliounternehmen veranlassen anhaltende Engpässe in der Lieferkette die Private-Equity-Firmen dazu, ihren Lieferkettenansatz neu zu überdenken. Einige der untersuchten Strategien widersprechen den vorherrschenden Trends in modernen Lieferketten wie Offshoring und Lean Management und erfordern eine unternehmensweite Umstellung.
„Wir von A&M helfen unseren Kunden, eine Reihe von kurz- und langfristigen Maßnahmen in der gesamten Wertschöpfungskette zu ergreifen, um Versorgung und Preisgestaltung zu sichern. Dabei geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen Effizienz und Widerstandsfähigkeit in diesem schwierigen Umfeld herzustellen", sagt André.
A&M hat sieben zentrale Transformationshebel identifiziert, die dabei helfen, eine widerstandsfähige und kosteneffiziente Lieferkette aufzubauen, um dieses VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity and Ambiguity)-Umfeld zu meistern.
- Bestandsmanagement sowie Absatz- und Betriebsplanung (S&OP): Aufbau von Sicherheitsbeständen, da Nachfrage und Angebot weiterhin stark schwanken, und parallel dazu Optimierung der S&OP-Prozesse, um Nachfrageschwankungen zu antizipieren und Reaktionszeiten zu verkürzen.
- Optimierung des Transportnetzes und Einrichtung eines Control-Towers: Optimieren der Zusammenarbeit mit Transportunternehmen, der Transportart, der Servicelevels, der Transportrouten und der Auslastung, um dadurch die Durchlaufzeiten, die Kosten sowie die Zuverlässigkeit der Transporte zu optimieren. Einrichten eines Control-Tower Leitstands, um die Echtzeittransparenz in der gesamten Lieferkette zu gewährleisten und die Prozesseffizienz zu verbessern
- Dual Sourcing und Lieferantenentwicklung: Aufbau eines zweiten Lieferanten für kritische Materialien oder Dienstleistungen.
- Lokalisierte Lieferketten: Analyse von Nearshoring-Möglichkeiten bei Teilen der Lieferkette, um die Abhängigkeit von einer Region oder einem Lieferanten zu verringern.
- Automatisierung: Einsatz automatisierter Lagersysteme, um Unternehmen in Bezug auf Arbeitskräftemangel und Nachfrageschwankungen zu unterstützen, Arbeitsabläufe zu verbessern und die Auftragsabwicklung zu optimieren.
- Intelligente Preisgestaltung und Preisgleitklauseln: Suche nach Möglichkeiten zur Weitergabe von Kostensteigerungen an die Kunden, wenn sich die Inflation verfestigt.
- Outsourcing: Auslagerung von Prozessen innerhalb des Lieferkettenmanagements an Experten von Drittanbietern, um die Kosten zu minimieren und dem Management die Möglichkeit zu geben, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren.
Die Umgestaltung der Wertschöpfungsketten durch die genannten Lösungen ist alles andere als einfach: In der Praxis kann die Diversifizierung der Lieferantenbasis teuer werden und der Aufbau höherer Lagerbestände wirkt sich negativ negativ auf das Umlaufvermögen und den Cash-Flow der Unternehmen aus.
Das Private Equity Improvement Performance Team von A&M unterstützt Private-Equity-Firmen, sich in dieser neuen Ära anhaltender Lieferkettenunterbrechungen zurechtzufinden und das richtige Gleichgewicht zwischen dem Aufbau von Widerstandsfähigkeit, Kostenwettbewerbsfähigkeit und Rentabilität zu finden.
Aktuelle und kürzlich umgesetzte Projekte:
- Einführung kurzfristiger Maßnahmen bei einem Kunden aus der Automobilbranche zur Senkung der Materialkosten und Unterstützung bei den Verhandlungen mit dem Kunden über die Weitergabe der Kosteninflation. Die Gewinnspannen des Unternehmens wurden durch Materialpreiserhöhungen und Unterbrechungen der Lieferkette stark beeinträchtigt.
- Rationalisierung der Lieferkette und Optimierung des Absatz- und Betriebsplanung (S&OP) bei einem Pharmaunternehmen, das aufgrund des Preisdrucks bei Energie und Rohstoffen einen Gewinneinbruch verzeichnete.
- Wiedererlangung der Kontrolle über das ausgelagerte Lieferkettenmanagement eines Kunden, nachdem der Druck auf die Lieferkette Schwachstellen bei der Kontrolle und der Überwachung von Lieferanten und Dienstleistern deutlich gemacht hatte.
Leadership. Action. Results.
Die Private-Equity-Experten von A&M wissen um die Notwendigkeit von Flexibilität und die Bedeutung einer schnellen Umsetzung, um die wichtigsten Verbesserungsbereiche zu priorisieren, die sich positiv auf das EBITDA auswirken und eine nachhaltige Cash-Generierung auf Ebene des Portfoliounternehmens sicherstellen. Um eine erfolgreiche Transformation zu gewährleisten, bedarf es einer starken Führung an der Spitze, die dann im gesamten Unternehmen vorgelebt und reproduziert werden kann. Führung erfordert entschlossenes Handeln, das dann zu positiven Ergebnissen für alle führt.
Ansprechpartner