December 17, 2018

Drei Fragen an Dr. Tim Laas zu Trends im Private-Equity-Sektor

  1. Was war aus Ihrer Sicht die auffälligste Entwicklung im Jahr 2018?
    Sicherlich der weiter rasante Preisanstieg im Private-Equity-Sektor. Die Investitionen, die in deutsche Unternehmen getätigt wurden, zeugen von hohen Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Unternehmen oder einfach von einem enormen Druck, Transaktionen realisieren zu müssen. Da jedoch deren Wachstumschancen eher limitiert sind, haben Private-Equity-Investoren vermehrt die Übernahme börsennotierter Firmen in Betracht gezogen. In der Vergangenheit wurden öffentliche Übernahmen aufgrund des damit verbundenen Aufwands – wie die Implementierung von Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen, die Durchführung von Squeeze Out oder vorausgelagert der Durchführung eines Delistings – eher gescheut. Öffentliche Übernahmen durch Private-Equity-Gesellschaften sind jedoch aufgrund der Preisentwicklung öffentlich notierter Unternehmen einerseits und privater Unternehmen andererseits immer mehr in den Fokus gerückt. 
     
  2. Was haben diese Entwicklungen ganz konkret bewirkt? 
    Von der Ankündigung einer öffentlichen Übernahme bis zur Implementierung eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages oder der Durchführung eines Squeeze Outs ist es ein langer Weg. Den zu gehen ist aber für einen Private-Equity-Investor oftmals unabdingbar. Diese Zwangslage nutzen Hedge Fonds gerne, um sich mit Sperrminoritäten einzudecken, mit welchen dann ggfs. notwendige Schritte blockiert werden können. Im schlimmsten Fall findet die Übernahme nicht statt, obwohl das Zielunternehmen auf zusätzliches Kapital durch einen Investor angewiesen wäre. Im vordergründig besseren Fall, in dem lediglich an der Preisschraube für die Übernahme gedreht worden ist, erhöht sich dann aber der Druck für alle Beteiligten – nicht nur für die Private-Equity-Investoren.
     
  3. Werden sich die Trends im kommenden Jahr fortsetzen?    
    Mit Unsicherheiten wie dem bevorstehenden Brexit und den weiterhin signifikanten geopolitischen Spannungen ist es natürlich schwer, sich festzulegen. Trotzdem werden die Trends aus 2018 wahrscheinlich weiter gehen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen an den Börsen erwarte ich weiterhin einen Anstieg der Anzahl öffentlicher Übernahmen. Für die Preisentwicklung für die Übernahmen privater Unternehmen, die grundsätzlich der Entwicklung der Börsen hinterherhinkt, erwarte ich ein Verschnaufen. Lediglich bei verstärkt düsteren Aussichten im fundamentalen Bereich, wird sowohl die Transaktionsaktivität als auch das Preisniveau bei privaten Transaktionen nachlassen. 
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